Profitfaktor als Erfolgsmaß von Expert Advisor Deals

Anfang Juli hatten wir in einer Leserumfrage festgestellt, dass Drawdown, Profitfaktor und Rendite p.a. bzw. Gewinn in Kontowährung die meist beachteten Risiko- und Erfolgsmaße einer Trading-Strategie sind, ob diese nun manuell getradet wird oder voll automatisch mittels Expert Advisors (EA) für MetaTrader 4 oder 5 (MT4/MT5). Während ich in einem weiteren Blog-Artikel den Drawdown in zwei verschiedenen Definitionen untersucht habe (Drawdown: zwei Definitionen zum Messen von Expert Advisors), komme ich in diesem heutigen Artikel auf den Profitfaktor zu sprechen.

Der Profitfaktor kombiniert sehr elegant die Trefferquote sowie die durchschnittlichen Gewinne und Verluste eines EA's zu einer einzigen Zahl. Weiter unten erkläre ich Ihnen genau mittels Formel und ein paar Beispielen, wie der Profitfaktor genau berechnet wird. Zunächst aber noch Wichtiges zum Hintergrund dieses Erfolgsmaßes.

„Ich habe über 90% Trefferquote“... Haben Sie eine solche Aussage schon mal gehört? Sind Sie dabei aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen und haben gefragt: „Wie machst Du das denn?“

Wenn die Antwort darauf lautet, „ich begnüge mich in meinem EA mit 1 Pip Gewinn pro Deal, während ich 100 Pips Verlust pro Deal risikiere“, wird dieser Tradingansatz voraussichtlich langfristig Verluste bringen – trotz der haushohen und fantastischen Trefferquote.

Rechnen wir es nach. In 90 von 100 Deals macht der EA 1 Pip Gewinn. Die Summe aller Gewinndeals macht also 90 Pips aus. Ein einziger Verlust von 100 Pips macht nun den gesamten angesammelten Gewinn zunichte, selbst wenn die Trefferquote auf 99% ansteigt.

Die Trefferquote alleine ist also nicht aussagekräftig. Wir benötigen zusätzlich den durchschnittlichen Gewinn aller Gewinndeals sowie den durchschnittlichen Verlust aller Verlustdeals, um aus der Trefferquote einen sinnvollen Reim zu machen. Hier kommt exakt der Profitfaktor ins Spiel.

Berechnung des Profitfaktors

Der Profitfaktor berechnet sich aus genau diesen Elementen:

Sie sehen aus dieser Formel, dass der Profitfaktor umso höher ist,

  1. je mehr Gewinndeals vorhanden sind,

  2. je weniger Verlustdeals vorhanden sind,

  3. je höher der durchschnittliche Gewinn pro Deal ist und

  4. je niedriger der durchschnittliche Verlust pro Deal ist.

Im obigen Beispiel mit 90% Trefferquote à 1 Pip Gewinn bei 100 Pips Risiko würde sich folgender Profitfaktor ergeben:

Praxisbeispiel zur Profitfaktor-Berechnung

Ein weiteres Beispiel aus der Praxis will ich anhand meiner Trading-Strategie mFX-ProvideLiquidity liefern, die ich mit Echtgeld vollautomatisch durch einen EA in MT4 handle und als abonnierbares und somit 1:1 kopierbares Signal auf dem EA- und MetaTrader 4 und 5-Forum mql5.com unter https://www.mql5.com/de/signals/364198 veröffentliche. Stand 3.8.2018 um 11:16 Uhr ergaben sich folgende Statistikwerte für das System, unabhängig berechnet und bestätigt von der mql5.com-Plattform seit Kontostart im November 2017:

  1. 100 Gewinntrades

  2. 44 Verlusttrades

  3. 8,83 USD Durchschnittlicher Profit

  4. -12,58 USD Durchschnittlicher Verlust

ProvideLiquidity Signalstatistik lt. mql5.com-Auswertung, Screenshot vom 3.8.2018

Im Screenshot der Signalstatistik oben können Sie in der rechten Spalte, vierte Zeile von oben erkennen, dass der Profitfaktor vom mql5.com-Forum mit 1,59 berechnet wurde.

Validieren wir diesen Wert durch Ausfüllen der oben kennengelernten Formel:

Deutung und Bedeutung des Profitfaktors

Ein profitabler EA wird also immer einen Profitfaktor von größer als 1 haben. Ein Wert unter 1 deutet auf rote Zahlen unterm Strich hin. Ein Profitfaktor von exakt 1 würde bedeuten, dass der EA immerhin die Transaktionskosten (Swap, Kommission, Spread, Slippage und GuV-Umrechnung in Kontowährung) verdient hat.

Liegen noch keinerlei Verlusttrades vor, tendiert der Wert des Profitfaktor gegen unendlich. Denn dann wird durch 0 geteilt. Ein solcher Stand ist natürlich nur zeitweise vorhanden, weil auch die beste Strategie irgendwann Verlustdeals erleiden wird.

Generell gilt: je höher der Profitfaktor, desto besser. Betrachten Sie den Profitfaktor eines EA's aber niemals alleine. Denn wenn gleichzeitig z.B. ein unangemessen hoher Drawdown vorhanden ist, ist wohl das Risiko sehr hoch. Zum Drawdown lesen Sie am besten meinen Blog-Artikel zum Thema vom 10. August 2018: Drawdown: zwei Definitionen zum Messen von Expert Advisors.

Beste Grüße und viele erfolgreiche Trades wünscht Ihnen
Cristof Ensslin von mindful FX, Ihr EA-Programmierer

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